GASTBEITRAG - ein Gastbeitrag von Mareike und Sven

Die Immunadsorption

Ich möchte an dieser Stelle von der Immunadsorption meines Mannes berichten. Mein Mann, 36 Jahre, hat sich Anfang Februar mit Corona angesteckt. Er litt unter starker Schwäche, hohem Fieber, niedrigem Puls und mehreren Synkopen (Ohnmacht), weswegen er dann auch ins Krankenhaus kam.

Dort wurde am EKG festgestellt, dass er während den Synkopen kurze Herzaussetzer hatte, was für uns ein großer Schock war. Er war insgesamt zwei Wochen im Krankenhaus. Zwei Wochen nach Entlassung wurde eine Herzmuskelentzündung entdeckt, die aber schon wieder ausgeheilt sein sollte. Weitere Tests waren unauffällig (CT Lunge Kopf, EKG). Nach seiner Entlassung litt er unter Fatigue, PEM (Belastungsintoleranz), Herzschmerzen, Muskelkribbeln in den Waden, Luftnot bei Belastung und Schlafstörungen. Aber erst nach ca. fünf Wochen dämmerte uns, dass dies Long Covid sein könnte. Sein Verlauf war zwei Monate lang stark wellenförmig. Er hatte zwischendurch auch gute Tage, an denen wir die Hoffnung hatten, dass er bald genesen würde. Nach zehn Wochen hatte er einen heftigen Crash, in denen er drei Wochen komplett bettlägerig war. Nach dem Crash hat er sich auf der BELL-SKala bei ca. 30- 40 eingependelt. So vergingen ein paar Wochen, in denen sich keine Verbesserung einschlich. Ich hatte verschiedene Unikliniken in Deutschland kontaktiert und dabei das große Glück, an eine geraten zu sein, die gerade Probanden für individuelle Heilversuche suchte. Diese sollen, wenn die Immunadsorption eine gute Ansprechquote zeigt, in eine Studie münden. So kamen wir sehr kurzfristig dazu, dass meine Mann eine Immunadsorption erhalten konnte.

Kurz zur Immunadsorption

Dies ist eine Blutwäsche, bei der das Blut in rote Blutkörperchen und Blutplasma unterteilt wird. Aus dem Blutplasma werden mit hierfür eigens hergestellten Filtern die Autoantikörper herausgefiltert. Autoantikörper sind fehlgesteuerte Antikörper, die sozusagen „falsch“ kodiert sind und fälschlicherweise an körpereigenen Zellen andocken. Diesen Prozess findet man bei allen Autoimmunkrankheiten.

 

Mein Mann wurde Mitte Juni 2022 stationär in der Uniklinik aufgenommen. Vor der ersten Immunadsorption wurden ihm die Zugänge am Arm gelegt. Während der Blutwäsche muss man sozusagen in Ruheposition verharren, damit das Blut gut durch die Zugänge fließen kann. Jede einzelne Blutwäsche dauerte zwischen 5-6 Stunden, dabei wurden jeweils ca. 18 L seines Blutes gereinigt. Somit läuft das gesamte Blut in allen Durchgängen mehrmals durch den Filter. Mein Mann hat die Blutwäschen gut vertragen, er hat sich evtl. etwas müder gefühlt als sonst. Insgesamt wurden an fünf Tagen Blutwäschen durchgeführt, zweimal wurde ein Pausentag zwischengeschaltet.

 

Schon am Tag nach der Entlassung haben wir gemerkt, dass sich was tut und seine Symptome nachlassen. Eine Woche nach der Entlassung war mein Mann schon wieder bei 70% seines alten Ichs. Damit hatten wir absolut nicht gerechnet! Vor allem, da ich von anderen Erfahrungsberichten wusste, dass die Verbesserungen erst teilweise Wochen später eingesetzt hatten. Ich weiß noch, wie mein Mann eine Woche nach der Blutwäsche mit unseren beiden Mädels auf dem Spielplatz war, das erste Mal seit der Long-Covid Erkrankung. Ich hatte große Angst, dass die PEM danach einsetzt, aber sie kam nicht.

Stand heute (5. August 2022)

6 Wochen nach der Immunadsorption ist mein Mann wieder bei 100 %. Die Fatigue, die PEM (Belastungsintoleranz), Herzschmerzen, Muskelkribbeln, Luftnot und Schlafstörungen sind weg. Wir sind unglaublich dankbar, dass die Behandlung bei ihm so gut angeschlagen hat. Vor zwei Tagen war mein Mann 30 km Fahrrad fahren – ohne es mir zu sagen. Da war ich dann etwas sauer, habe ich ihm doch gesagt, er soll es langsam angehen lassen. Er ist aber einfach unglaublich froh, diese bleierne Müdigkeit abgeschüttelt zu haben und wieder in der Natur unterwegs zu sein. Ich weiß, dass die Behandlung nicht bei jedem gleich anschlägt, hoffe aber, dass noch viele weitere Betroffene davon profitieren können!

Nachtrag (4. September 2022)

Leider fing sich Sven ungefähr 2 Monate nach der erfolgreichen Behandlung einen Infekt ein. Seither hat er wieder vermehrt mit (alten) Symptomen (wie Herzprobleme) zu kämpfen. Dennoch sind wir von der Wirksamkeit der Immunadsorption bei meinem Mann absolut überzeugt, und werden versuchen, nochmals eine solche zu beantragen.

Vielen herzlichen Dank an Mareike und Sven für diesen tollen Gastbeitrag. 🙂 Wir wünschen euch beiden weiterhin viel Kraft und hoffen, dass eine erneute Immunadsorption wieder die erhofften Erfolge bringt.

 

Falls du auch einen Gastbeitrag veröffentlichen willst, melde dich gerne per Mail an kontakt.lebenmitlongcovid@gmail.com.

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